Psychologie – die süße Wirkung der Medikamente

Aktualisiert 19.11.2021. Geplänkel entfernt. Wichtige Punkte etwas deutlicher gefasst.

In diesem Beitrag werde ich Ihnen ein kleines Gedankenexperiment vorschlagen – ich werde Sie bitten, sich bei geschlossenen oder offenen Augen (je nachdem, wie Sie sich besser auf Ihr Kopfkino konzentrieren können) etwas vorzustellen.

Führen Sie das wirklich aus, bitte! Ich weiß, dass man solche Versuche oft übergeht. Aber damit verlieren Sie Nutzen.

Auch wenn es nur ein Gedankenexperiment ist, macht es in seiner Wirkung einen großen Unterschied, ob Sie es machen oder nicht. Es ist wie mit dem „gebrannten Kind“ und der Vorsicht vor dem Feuer: Wenn man dem Kind sagt, dass es die heiße Herdplatte nicht anfassen soll, wird es sich vielleicht daran halten. Wenn es aber wirklich einmal erlebt hat, wie sich das anfühlt, wird es garantiert immer vorsichtig sein (das soll aber nicht bedeuten, dass man die Verbrennung mutwillig herbeiführen sollte – hier würde ein reales Experiment schmerzen und damit großen Schaden anrichten).

Mit dem hier beschriebenen Gedankenexperiment können Sie sich nicht verbrennen. Aber Sie können die Verbrennung im Kopf simulieren. Das führt zu wichtigen Handlungskonsequenzen.

Ich habe nun deutlich mehr als 10 Jahre Parkinson auf dem Buckel. Wenn man mich aufforderte, die wichtigste Erkenntnis daraus als Ratschlag für Neu-Erkrankte zusammenzufassen,  dann ist es der Inhalt dieses Experiments und vor allem der Folgerung daraus.

Sie brauchen für  das Experiment nichts. Wenn Sie Zettel und Stift oder einen Computer zum Schreiben dabei haben, ist es gut. Sie können dann Ihre Gedanken notieren. Aber Sie können das auch im Gedächtnis machen.

Wenn Sie Parkinson haben, wendet sich das Experiment unmittelbar an Sie.

Wenn nicht, können und sollten Sie es trotzdem machen. Sie benötigen dann etwas mehr Vorstellungsvermögen. Aber alles Erforderliche finden Sie unten beschrieben. Und: Wenn Sie den Erkenntnisgewinn aus dem Experiment für wichtig halten und Sie jemanden kennen, der an Parkinson erkrankt ist, dann schicken Sie ihm einen Link auf diesen Beitrag.

So, und nun klicken Sie bitte auf die für Sie passende Registerkarte. Wenn Sie das Experiment gemacht haben – aber erst dann!! – klicken Sie auf „Ergebnis“.

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Bitte Registerkarte passend wählen.

Wenn Sie Parkinson haben, wählen Sie „Erkrankt“. Ansonsten „Nicht-Erkrankt“.

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Die Ergebniskarte bitte erst nach Durchführung anklicken.

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Bitte erinnern Sie sich zurück an Ihre Diagnose. Und zwar genau an den Zeitpunkt, als der Arzt Ihnen sagte, Sie hätten Parkinson.

Wenn Sie dieses Bild im Kopf haben, stellen Sie sich nun vor, der Arzt würde folgendes ergänzen: „Leider gibt es (bei Ihrer Variante) keine Medikamente dagegen. Und es steht nicht zu erwarten, dass es je einmal welche geben wird.“

Also anders gesagt: Stellen Sie sich vor, Sie hätten die Symptome, aber es gäbe keine Therapie dagegen.

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Machen Sie sich frei von der Frage, ob das realistisch ist oder nicht.

Bitte überlegen Sie, was Sie dann denken und fragen würden.

Nehmen Sie sich zum Durchdenken dieses Szenarios einige Minuten Zeit.

Was würde das für Ihren Alltag bedeuten? Könnten Sie noch arbeiten? Ein Zittern wäre kaum zu kaschieren – hätte dies Konsequenzen? Könnten Sie noch Auto fahren? Etc.

Und dann klicken Sie auf den Ergebnis-Reiter.

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Bitte stellen Sie sich vor, Sie würden eine Parkinson-Diagnose erhalten. Der Arzt hat Ihnen gerade eröffnet, Sie hätten Parkinson.

Wenn Sie dieses Bild im Kopf haben, stellen Sie sich nun vor, der Arzt würde folgendes ergänzen: „Leider gibt es (bei Ihrer Variante) keine Medikamente dagegen. Und es steht nicht zu erwarten, dass es je einmal welche geben wird.“

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Machen Sie sich frei von der Frage, ob das realistisch ist oder nicht.

Bitte überlegen Sie, was Sie dann denken und fragen würden.

Nehmen Sie sich zum Durchdenken dieses Szenarios einige Minuten Zeit.

Idealerweise versetzen Sie sich in die Lage eines Erkrankten – so wie Sie sich das vorstellen bzw. kennengelernt haben.

Was würde das für Ihren Alltag bedeuten? Könnten Sie noch arbeiten? Ein Zittern wäre kaum zu kaschieren – hätte dies Konsequenzen? Könnten Sie noch Auto fahren? Etc.

Und dann klicken Sie auf den Ergebnis-Reiter.

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[tab title=“Ergebnis“]

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Bevor wir zur Erörterung des Ergebnisses kommen, sollten Sie sich klar machen, dass es erste wissenschaftliche Erkenntnisse als Grundlage einer medikamentösen Therapie 1957 gab. Erst 1973 kam in Deutschland das erste darauf basierende Medikament gegen Parkinson auf den Markt. Also war die Situationsbeschreibung des Versuchs heute vor 70 oder 80 Jahren noch vollkommen realistisch.

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Nun aber zur eigentlichen Bedeutung.

Heute ist die Mitteilung einer Parkinson-Diagnose „einfacher“ (trotzdem natürlich noch extrem schwer) als damals. Denn heute gibt es Medikamente – sehr viele sogar. Und natürlich ist das toll. Und jeder Erkrankte, der bereits einmal Medikamente genommen hat, weiß um deren süßer Effekte.

Aber diese angenehmen Wirkungen vernebeln in manchen Fällen eine andere Erkenntnis – und vor allem: deren Handlungskonsequenz.

Wir gehen immer wie selbstverständlich davon aus, dass es kurierende Medikamente gibt. Es fällt schwer, sich eine Welt vorzustellen, in der die Erkrankung ungebremst durchschlägt.

Es wird der Tag kommen, an dem man konstatieren muss, dass es keine weitere heilende  Medikamentenwirkung gibt. Ihre Zielsetzung muss es sein, diesen Zeitpunkt so viele Jahre nach hinten zu schieben wie nur irgend möglich.

Also:

  1. Parkinson verläuft extrem schleichend über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg.
  2. Und weiter: Die Medikamente verlieren im Laufe der Jahre (eher: Jahrzehnte) allmählich ihre Wirkung.
  3. Und: Nicht alle, aber einige Medikamente entfalten im Laufe der Zeit Nebenwirkungen, die zum Teil so gravierend sein können, dass sie in ihren Auswirkungen die Erkrankung „überholen“.
  4. Dies alles bedeutet: Für jeden Erkrankten kommt früher oder später wirklich einmal der Zeitpunkt, zu dem ein Arzt konstatieren muss: „Es gibt kein Medikament (mehr), das Ihnen helfen kann.“

Anders gesagt: Die Situation des Gedankenexperiments ist nicht so unrealistisch wie man meinen könnte. Allerdings kommt sie zu einem Zeitpunkt, der typischerweise mehr als ein Jahrzehnt nach der Erstdiagnose liegt.

Und nun das Allerwichtigste: Sie selbst haben das (mit) in der Hand! Sie selbst können einen Beitrag dazu leisten, dass dieser Zeitpunkt nach hinten rückt!

Wie das? Indem Sie dafür Sorge tragen, dass Sie Ihre Medikation möglichst lange niedrig halten.

Beispiel: Sie sind medikamentös gut eingestellt. Aber Sie werden plötzlich von Sorgen geplagt, so dass Sie unruhig schlafen. Und dies wiederum führt dazu, dass es Ihnen mit Ihrem Parkinson schlechter geht.

Die Sorgen sind vielleicht gar nicht so groß. Sie spüren deshalb primär eine Verschlechterung des Parkinson ohne dass Ihnen die Ursache bewusst ist. Was liegt dann also näher als eine Anpassung der Medikation nach oben?

Und jetzt sind wir beim Punkt: Wenn Sie das Gefühl haben, es geht Ihnen schlechter, dann erhöhen Sie zunächst NICHT. Sondern prüfen Sie zunächst, ob sich wirklich Ihr Parkinson verschlimmert hat oder ob es ein vorübergehendes Tal ist, in das Sie gefallen sind. Warten Sie also ein wenig mit der Erhöhung, suchen Sie nach denkbaren anderen Ursachen und erst wenn Sie ganz sicher sind, dass es Ihnen mit Parkinson schlechter geht, denken Sie über eine Anpassung nach oben nach.

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Anderes Beispiel: Probieren Sie gelegentlich auch einmal eine Senkung der Medikation. Wenn Sie auf 500 mg L-Dopa am Tag kommen, tun es vielleicht auch 450 mg oder 475 mg?

Wenn Sie sich nun noch einmal zurücklehnen und über all das nachdenken, dann verstehen Sie nun auch, warum ich soviel Brimborium um die tatsächliche Durchführung des Experiments gemacht habe.

Ich musste Sie mit dem schrecklichen Gedanken einer Diagnose ohne Medikament „anbrennen“, weil man das scheinbar (! – ja, „scheinbar“ und nicht „anscheinend“ – denn es sieht nur so aus) weit entfernte Ereignis (Ende der Fahnenstange bei der Medikation) im Regelfall dann doch schneller erreicht als einem lieb ist.

Und wenn Sie sich schlecht fühlen, dann ist die Versuchung – der Reiz der süßen Medikamente -, sofort nach oben anzupassen, in der Regel sehr viel größer als der Schaden daraus, der erst in der fernen Zukunft entsteht.

Nochmals anders gesagt: Der Spatz in Ihrer Hand ist hier NICHT besser als die Taube auf dem Dach!

Bevor Sie nach dem Spatz (jetzt ein gutes Gefühl dank gerade erhöhter Medikation) greifen, überlegen Sie sich, ob und wann Sie wirklich einmal das Ereignis erleben wollen, an dem Sie sich – jedenfalls im Geiste – beim Experiment verbrannt haben: „Es gibt kein Medikament (mehr), das Ihnen noch helfen könnte.“

Wenn Sie aufmerksam die Artikel dieser Website betrachten, dann werden Sie feststellen, dass sich das Thema „Tuning“ der Medikation an vielen Stellen findet. DAS sind die wichtigen Passagen.

Und wenn Sie Erfahrungsaustausch betreiben, dann achten Sie darauf, dass Sie dies immer wieder als Thema formulieren: Wie kann ich die Medikation niedrig halten?

Und Sie werden es sehen: Mit diesem Hintergrundwissen ausgestattet, werden Sie viele Artikel mit anderen Augen lesen.

Wenn Sie beispielsweise den Artikel über L-Dopa hier lesen, dann können Sie nun auch nachvollziehen, weshalb ich dort auf dem Thema der kleinstmöglichen Stückelung so herumreite.

Also zusammengefasst: Überlegen Sie genau, ob Sie Ihre nächste geplante Erhöhung wirklich brauchen.

Es tut mir leid, dass ich Sie für diese Erkenntnis mit dem schrecklichen Gedanken des Experiments „verbrennen“ musste. Ich weiß, er ist nicht schön! Aber ich weiß auch, dass Sie nun vorsichtig mit dem Feuer einer Medikamentenerhöhung hantieren werden. Und das ist es allemal wert. Sie können sofort mit der Umsetzung beginnen – es ist Ihre eigene Zukunft, die Sie verlängern!

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[tab title=“Nachwort“]

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„Ein wahrer Freund sagt Dir stets die Wahrheit, auch wenn sie unbequem ist.“ – So oder ähnlich heißen die Sprüche, die wir alle kennen. Das Netz ist voll davon: Wahre-Freunde-Sprüche im Netz

Das Wort „unbequem“ passt hier natürlich nicht – es ist viel zu milde. Ich habe Sie eher mit einer schrecklichen Wahrheit konfrontiert, die Sie vielleicht der Verzweiflung nahe bringt.

Wäre das etwas gewesen, gegen das man nichts tun kann, hätte ich Sie verschont.

Aber ich weiß aus eigener Erfahrung – heute -, dass man nicht immer gleich hochdosieren muss, wenn es einem mal schlecht geht. Das erfordert allerdings eine Riesendisziplin. Und die können Sie nur aufbringen, wenn Sie einmal nachempfunden haben, wie ein Leben mit Parkinson, aber ohne Medikamente, aussehen könnte.

Dieser Nutzen entfaltet sich aber nur, wenn Sie sich diese Erkenntnisse auch wirklich zunutze machen. Verzweiflung ist nicht das Richtige, sondern aktives Handeln gegen vorschnelle Erhöhungen der Medikation.

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Ja, ich komme mir sehr brutal vor – und bin es hier wohl auch. Das tut mir leid.

Und ja, ich weiß, dass die härtesten Schläge im Leben nicht unbedingt durch physische Gewalt ausgeübt werden, sondern durch schiere Worte. Und davon habe ich hier Gebrauch gemacht.

Sehen Sie es bitte als Chance!

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