Späte Stadien – Tagesprotokolle 2024-03

12.03.2024

Medikamentenumstellung – Wechsel des Agonisten

Kennen Sie die Dreifelderwirtschaft? Als es in der Landwirtschaft noch keine Düngemittel gab, musste man sich zu helfen wissen. Der Boden durfte nicht übermäßig ausgelaugt werden. Nährstoffe für die Pflanzen mussten erhalten bleiben. Deshalb ließ man von jeweils drei Feldern jedes Jahr eins unbewirtschaftet. Dieses konnte sich so erholen.

In der gleichen Weise wird das Hirn von Agonisten stark beansprucht. Es liegt also nahe, den kleinen grauen Zellen gelegentlich mal etwas Pause zu gönnen vom Agonisten. Dies geht durch Austausch des Medikaments alle paar Jahre. Eigentlich würde es dem Konzept der Landwirtschaft entsprechen, dass man eine Weile gar keinen Agonisten benutzt. Das geht aber natürlich nicht, wenn man einmal Agonisten in die Medikation eingebracht hat.

Ich wechsele deshalb beständig zwischen Requip modutab (Wirkstoff: Ropinirol) und dem Neupropflaster (Wirkstoff Rotigotin) hin und her. Diesmal stand ein Wechsel hin zu Requip an. Dafür wurde es Zeit. Dies spürte ich daran, dass sich erste Indikatoren für eine beginnende Spielsucht zeigten: Morgens startete ich erstmal mit einigen Runden Stratego, Catan (zwei Brettspiele) oder Skat (zum Glück alle im Netz kostenlos verfügbar – und somit zur Ersatzbefriedigung von Roulette nutzbar).

Also war der Entschluss mit meinem Neurologen schnell gefasst: Wir wechseln. Ich hatte zuletzt 10 mg Neupropflaster. Die mögliche Höchstdosis der Pflastermedikation liegt bei 16 mg. Die maximale Dosis Requip modutab beträgt 24 mg.

Der Dreisatz zur Bestimmung der anzuwendenden Requip-Menge lautet also

x : 24 = 10 : 16

Also ist x = 240 / 16 = 15.

Ich musste also als Dosis 15 mg am Tag nehmen. Da Requip modutab nur erhältlich ist in den Mengen 8, 4 und 2 mg, waren 14 mg die errechnete Dosis.

Da ich Requip modutab schon viele Jahre genommen hatte, konnte ich schnell hochdosieren. Ich gab jeden Tag 4 mg Requip hinzu. Und ich reduzierte das Pflaster ebenfalls in 4er-Schritten – mit einer Ausnahme: Ganz am Ende standen noch 2 mg des Pflasters als letzte Abgewöhnungsdosis.

Der Plan war also:

Bisher: 10 mg Neupro

Tag 1: 6 mg Neupro, 4 mg Requip

Tag 2: 2 mg Neupro, 8 mg Requip

Tag 3: 2 mg Neupro, 12 mg Requip

Tag 4: 14 mg Requip – final.

Hinweis: Dieser Plan ist nur anwendbar wenn man Requip schon in annähernd solcher Dosierung hatte. Ansonsten braucht der Körper sehr (!) viel länger zum Eingewöhnen (2 mg pro Woche (!)).,

Damit schien alles ordnungsgemäß über die Bühne gegangen zu sein – dachte ich jedenfalls.

Aber man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

Ich bekam Krämpfe im Fuß. Diese, bei denen sich die Zehen nach unten krümmen, was sehr unangenehm ist.

Ich weiß nicht, warum ich das damals so nicht hatte oder nicht wahrgenommen habe. Denn die Erklärung konnte nur sein, dass bei Requip modutab die Tablettenwirkung nicht ganz 24 Stunden beträgt, sondern zum Beispiel nur 23 oder 23 1/2.

Das wäre dann ähnlich wie beim Neupro-Pflaster: Wenn das Medikament al 24 h neu gegeben wird, spürt der Körper bereits nach 23 Stunden, dass ihm etwas fehlt. Und das lässt er einen fühlen durch die erzeugten Krämpfe.

Beim Pflaster hatte ich das Problem auch. Und ich habe es dadurch gelöst, dass ich den Wechseltermin jeden Tag um 1 Stunde nach vorne verlegt habe (mit Überspringen der Nachtzeiten und Applikation einer Zusatzration, wenn ein Zyklus beendet war.

Diese Lösung funktionierte – aber nur beim Pflaster, weil ich mit Gabe des neuen Pflasters das alte entfernen konnte. Diese Möglichkeit gibt es aber bei einer Tablette nicht. Ich musste mir also etwas anderes einfallen lassen

Ich machte deshalb folgendes: Unmittelbar nach dem morgendlichen Aufstehen gönne ich mir gleich die ersten 2 mg Requip modutab – damit signalisiere ich dem Körper, dass Nachschub unterwegs ist. Eine Stunde später kommen dann die restlichen Tabletten Requip modutab – die eigentliche Tagesration. Der Versatz zwischen den Tablettengaben beträgt 1 Stunde, also ist die Überlappungszeit 23 Stunden. Damit habe ich fast den ganzen Tag volle Wirkung der Tabletten und die „Beruhigungspille“ hält die Krämpfe im Zaum.

Tablettenmäßig ist das bei mir leicht darstellbar: 14 mg sind 8 mg + 4 mg + 2 mg. Ich habe also sowieso eine 2 mg-Tablette zur Hand.

Angenommen, ich hätte 16 mg Tagesration, die ich als 2 x 8 mg darstellen würde. Wollte ich dies wie beschrieben aufteilen müsste ich die Tagesration so zusammensetzen: 16 mg = 8 mg + 4 mg + 2 x 2 mg. Ich bräuchte also 8, 4 und 2 x 2 mg rezeptiert. Das wie alles hier beschriebene sollte man mit dem Neurologen besprechen.

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Weiterführendes

Wikipedia Dreifelderwirtschaft

Artikel Neupro

Artikel Requip modutab