Schlaf

Eine Freundin hat mich vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass ich keinen eigenen Beitrag zum Thema Schlaf habe – ein großes Manko, das ich mit diesem Beitrag beheben möchte.

Fast alle Parkinson-Patienten, die ich kenne, haben auf irgendeine Art und Weise mit diesem Thema zu tun.

 

  • Wenn man nachts zu wenig geschlafen hat, ist der Folgetag „im Eimer“ – man fühlt sich deutlich schlechter, ist unbeweglicher oder zittriger.
  • Fast alle schlafen abends schlecht ein oder wachen morgens zu früh auf. Oder aber es gibt Wachphasen mitten in der Nacht.
  • Ein Teil der Medikamente, insbesondere die sogenannten Agonisten, haben Schlafattacken als Nebenwirkungen.

Zunächst soll der regelmäßige Nachtschlaf beleuchtet werden. In späteren Beiträgen bzw. Ergänzungen hier sollen auch Schlafattacken und Wirkungen des Schlafes auf die Medikation angesprochen werden. 

 

Nachtschlaf

Da der Schlaf so bedeutsam ist für das Wohlergehen, ergeben sich diese Handlungsempfehlungen:

  • Versuchen Sie, nachts möglichst regelmäßig und ausreichend zu schlafen.
  • Bitten Sie ggf. Ihren Partner um Hilfe. Manchmal genügt ein einfaches „Schatzi, bitte komm‘ doch ins Bett.“

Diese ersten Empfehlungen klingen banal. Aber machen wir uns nichts vor. Die Medikamente putschen einen nachts  zum Teil sehr ordentlich auf. Deshalb kann das Einschlafen durchaus sehr schwierig werden.

Und: Es gibt noch einen weiteren Effekt. Parkinson raubt einem sehr viel Zeit – faktisch und gefühlt. Dies steckt vielen im Unterbewusstsein. Und es löst den Drang aus, Zeiten mit guter Beweglichkeit auch wirklich produktiv zu nutzen. Die Nacht ist dazu gut geeignet, weil man Ruhe hat, alle anderen schlafen, kein Telefonat einen ablenkt und keine sonstigen Störelemente vorhanden sind. Was also liegt näher als in den Nächten noch etwas zu tun?  – So denkt man.

 

Was lässt sich gegen diese beiden Effekte unternehmen?

 

Nachtmedikation

Vorbemerkung: Zum besseren Verständnis sollten Sie die Medikamentenklassen kennen. S. dazu:  Beitrag Medikamentenklassen

Im Hinblick auf die Medikation ist die erste Frage, ob und wenn ja, was man für die Nacht nimmt. Gerne werden zum Beispiel L-Dopa-Retardpräparate mit kleiner Dosis verschrieben  – explizit für die Nacht. Da die Retardwirkung lange anhält, erhofft man sich, dass der Patient dann auch durchschlafen kann. Das funktioniert allerdings nicht immer: Wenn der Patient ein 24h-Retardpräparat Agonist als Basis erhält, sinkt der Medikamentenpegel vermutlich ohnehin gar nicht so stark ab – vielleicht kommt man also ohne zusätzliches ;L-Dopa hin. Der entscheidende Punkt jedenfalls ist, alle wirkenden Medikamente aufzulisten. und dann zu fragen, ob alleine die Retardpräparate bereits den Bedarf der Nacht abdecken.

Im Beispiel eben war der Retard-Agonist das Grundmedikament, das eine Sondergabe L-Dopa für die Nacht überflüssig macht. Manchmal ist es vielleicht umgekehrt. Wenn Sie als Agonist zum Beispiel Apomorphin haben, das nur flüssig mit einer Pumpenkonstruktion verabreicht wird, die nachts abgelegt werden muss, kann eine L-Dopa-Gabe gerade das richtige sein.

Kommt der Agonist in Pflasterform (z.B. Neupro), kann das Pflaster kleben bleiben, muss aber nicht. Ich habe seinerzeit das Pflaster in der Nacht reduziert. Wenn Sie ein 4mg- und ein 2mg-Pflaster haben, können Sie z.B das 2mg-Pflaster in der Nacht weglassen.

Diese Ausführungen bezogen sich alle auf Kombinationen von L-Dopa und Agonisten. Insbesondere ältere Patienten erhalten aber ggf. gar keinen Agonisten. Trotzdem können diese Überlegungen nützlich sein: In der Regel wird eine L-Dopa-Medikation ja auch durch Inhibitoren flankiert, also MAO.- oder COMT-Hemmer. Auch hier sollte man sich fragen, welche Medikamente sowieso in der Nacht wirksam sind – und ob man deshalb überhaupt eine zusätzliche Nachtmedikation benötigt. Im Zweifel geht Probieren über Studieren – nach Arztabsprache versteht sich.

 

  • Überprüfen Sie Ihre Nachtmedikation anhand eines vollständigen Bildes, welche Medikamente auch in der Nacht Wirkung entfalten – nicht nur anhand des Einnahmezeitpunktes, sondern auch aufgrund von Retardeffekten.

Drang zur Nutzung der Zeit

Und was ist mit dem Drang, die Zeit zu nutzen? Man kann sich viele Argumente dagegen überlegen: Der Körper holt sich sein Schlafbedürfnis ohnehin und nachts ist man natürlich nicht so wach wie am Tag. Das Problem ist aber: Rationale Argumente helfen nicht gegen einen inneren Drang. Jedenfalls nicht, wenn dieser stark genug ist.

 

Weiterführendes Material

[table “” not found /]