Medikamente – eine kleine Systematik

Beim Parkinson-Patienten sterben die Gehirnzellen ab, die für die Produktion von Dopamin verantwortlich sind. Beim Auftreten der ersten Symptome sind bereits circa 60% der dafür relevanten Zellen gestorben.

Dopamin ist ein Glückshormon, das auch für die Steuerung von Bewegungen des Körpers verantwortlich ist.

Es gibt bisher keine Therapie, die den Verfallsprozess der Zellen, die das Dopamin produzieren, umkehren oder jedenfalls stoppen kann. Die Medikation sorgt für eine Bekämpfung der Symptome – was bereits hervorragend ist. Diese Behandlungsmöglichkeit ist auch noch recht jung – erst einige Zig-Jahre. Dies zeigt die Rasanz der wissenschaftlichen Forschung und ihres Fortschrittes.

Man kann aufgrund verschiedener Ansatzpunkte der Medikamente diese Klassen unterscheiden.

  • Levodopa,
  • Agonisten,
  • Inhibitoren.

Daneben steht noch eine weitere, die mit dem Parkinson nur indirekt zu tun hat, aber trotzdem sehr wichtig ist:

  • Abführmittel.

Aber zunächst zu den direkten Parkinson-Medikamenten.

Der fehlende Stoff ist das Dopamin. Dieses kann nicht direkt von extern in den Körper eingeführt werden. Denn die sogenannte Blut-Hirn-Schranke verhindert, dass im Blut befindliche Substanzen direkt ins Gehirn gelangen können. Dies ist eigentlich ein genialer Schutzmechanismus der Natur: bei Vergiftung von Blut soll nicht auch gleich das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen werden.

Deshalb war es eine der größten Errungenschaften, einen Stoff zu finden, der die Blut-Hirn-Schranke passieren kann und dann – im Gehirn angelangt – in Dopamin umgewandelt wird. Ein solcher Stoff ist das Levodopa (auch L-Dopa abgekürzt). . Oft wird L-Dopa als der „Goldstandard“ der Medikation bezeichnet. Denn er gibt dem Körper am unmittelbarsten, was ihm fehlt.

Daneben gibt es die sogenannten Agonisten. Das sind Stoffe, die wie Dopamin agieren, aber chemisch anders zusammengesetzt sind.

Sie können zum Teil heftige Nebenwirkungen verursachen. Neben körperlichen Auswirkungen (z.B. Übelkeit) schlagen sie durch auf das Schlafverhalten (z.B. Schlafattacken – sehr plötzlich auftretende – und vor allem: starke – Müdigkeit). Außerdem können sie Verhaltensänderungen bewirken (z.B. Auslösung Spielsucht, Kaufrausch) und psychotische Störungen hervorrufen (z.B. Verfolgungswahn).

Einige Besonderheiten habe ich in anderen Artikeln dargestellt. Zur Einführung: Agonisten.

Diese beiden Medikamentengruppen (L-Dopa und Agonisten) stellen also Substitute für Fehlendes bereit. Ein weiterer Ansatz besteht in der Hemmung derjenigen  Substanzen, die Dopamin abbauen. Diese Gruppe nennt man Inhibitoren oder Hemmer.

Es gibt zwei wesentliche Stoffe, die das Dopamin abbauen, die COMT und die MAO. Beide stehen für lange Namen mit der Endung „-ase“. Es handelt sich also chemisch um Enzyme. Das sind Biokatalysatoren, also Stoffe, die chemische Reaktionen begünstigen, ohne selbst an ihnen teilzunehmen.

Man sollte es mal gehört haben – aber es ist schwer zu merken:

  • COMT – Catecholamin-O-Methyltransferase
  • MAO – Monoaminooxidase

Die Medikamente dieser Kategorien heißen also COMT- bzw. MAO-Hemmer.

Die meisten Patienten erhalten Kombinationen all dieser Gruppen. Das erklärt die große Tablettenzahl, die man zu sich nehmen muss. Hinzu kommen manchmal Mittel, die die Nebenwirkungen dieser Medikamente dämpfen, etwa Schlafmittel oder Antidepressiva.

Und schließlich sollte noch etwas zu den Abführmitteln gesagt werden.

Parkinson lähmt. Auch den Verdauungsapparat. Ohne Verdauung kann aber kein Medikament resorbiert werden. Deshalb ist funktionierende Verdauung ein Muss, damit Medikamente überhaupt wirken können. Nicht immer, aber sehr oft bekommen Parkinson-Patienten daher auch Abführmittel. Diese gehören dann zur täglich eingenommenen Medikation selbstverständlich dazu.

Übrigens – nur ganz am Rande: Neuere Forschungen legen nahe, dass Parkinson vielleicht gar nicht im Hirn entsteht, sondern im Magen-Darm-Trakt.  .

Diese Darstellung ist natürlich grob vereinfachend und unvollständig. Sie soll nur helfen, die häufigsten Begriffe einordnen zu können.

Ein letzter Punkt sollte noch angesprochen werden: die Systematik. Wieso sind hier Abführmittel enthalten, die nur die Begleiterscheinungen lindern, aber nicht z.B. auch Antidepressiva oder Schlafmittel, die ebenfalls Linderung bei einem wichtigen Nebeneffekt versprechen?  Dies hat zwei Gründe.

Der erste ist, dass die Abführmittel ein Begleitsymptom der Originärerkrankung Parkinson mildern, während die meisten Psychopharmaka Begleiterscheinungen der Medikation zu bessern versuchen. Dis ist allerdings ein sehr formales Argument, da nicht immer klar ist, ob sich  die störenden Begleitumstände wie beispielsweise Alpträume aus der Primärerkrankung oder aus der Medikation ergeben.

Der zweite ist ganz praktischer Natur: Psychopharmaka gehören nicht zur Kernmedikation. Mein großes Glück war es bisher, dass ich keine benötigte. Deshalb habe ich mit diesen auch kaum eigene Erfahrungen.