Selbsthilfegruppen

Jahrelang habe ich sie gemieden. Zum einen war ich wohl zu stolz – ich redete mir ein, sie nicht zu brauchen. Zum anderen war ich überzeugt, dass man sich dort gegenseitig erzählen würde, wie schlecht  es einem ginge. Es  erschien mir geradezu wie die bewusste Einladung, sich auf einer Spirale abwärts zu bewegen.

Irgendwann aber überwog das Bedürfnis auf Erfahrungsaustausch und die Einsicht, dass ich es ja selbst in der Hand hätte, mich nicht in einen Abwärtsstrudel ziehen zu lassen.

Also beteiligte ich mich an gleich drei Gruppen. Zwei davon agieren im Internet, während eine eine Präsenzgruppe ist. Um das Fazit vorwegzunehmen: ich finde alle drei sehr gut.

Bei den Internet-Gruppen ist das jeweilige Herzstück ein Forum, bei dem zu den unterschiedlichsten Fragestellungen diskutiert werden kann. Themengebiete sind Medikation, Therapiefragen, Erfahrungen mit Kliniken, Ärzten und Reha-Einrichtungen, Humorvollles, Nachdenkliches, Versorgungs- und Rentenfragen und anderes mehr.

Eine der Internetgruppen ist für Personen gedacht, die die Diagnose in jungen Jahren erhalten haben. Hier ergeben sich einige besondere Fragestellungen, zum Beispiel Arbeitsplatzthemen.

In den Foren kann jeder fragen und antworten. So entsteht schnell ein Meinungsaustausch.

Daneben werden weitere Dienste unterschiedlichster Art angeboten. Zum Beispiel die Möglichkeit, Experten zu befragen. Außerdem gibt es lokal auch Präsenzveranstaltungen, die man besuchen kann. Das sind Aktionstage, Stammtische, Informationsabende, Kaffeekränzchen etc.

Die Internet-Gruppen verfügen natürlich über alle Vorteile, die in der Nutzung des World Wide Web liegen: Es ist egal, wo man sich gerade aufhält. Man kann zu jeder Zeit Nachrichten oder Forumsbeiträge lesen oder schreiben. Man kann die Dokumente elektronisch durchsuchen.

Nicht ganz so einfach dagegen ist das wirklich persönliche Kennenlernen. Dafür sind Präsenzgruppen naturgemäß besser geeignet. Hier ist der direkte Draht im Fokus. Es ist auch leichter, gezielt im Dialog Fragen zu stellen.

Das gilt erst recht für komplexe und sensible Themen, zum Beispiel das „Feeling“ nach einer Tiefen-Hirn-Stimulation. Es ist wohl einfacher, im Gespräch die rationalen und irrationalen Gedanken zu erfahren, die einem anderen vor, während und nach der Operation durch den Kopf gegangen sind.

So haben also alle Formen von Selbsthilfegruppen ihre jeweils eigenen Besonderheiten. Übrigens: Im Regelfall haben die Internet-Gruppen auch regionale Präsenzen und umgekehrt. Jedenfalls gibt es ein gutes Gefühl zu wissen, dass man mit der Erkrankung nicht alleine ist.

Nachweise