Biorhythmus berechnen – oder den Tag anpassen

Man ist oft fremdgesteuert. Stundenpläne müssen eingehalten, Termine wahrgenommen, Reisepläne erfüllt werden. So zwingt uns das Leben einen bestimmten Rhythmus auf.

Da man als Parkinson-Kranker „funktionieren“ muss – oder man dies zumindest anstrebt -, kann man sich durch gezielte Medikamenteneinnahme für solche Anlässe wappnen. Denn in der Regel findet man schnell heraus, wie lange ein Wirkstoff benötigt, um anzufluten und den Körper in Gang zu setzen. Also kann man sich für wichtige Besprechungen, Prüfungen, Wanderungen etc. in der Regel gut rüsten.

In manchen Fällen kann man es aber auch umgekehrt machen: Die eigenen Tätigkeiten können an den Rhythmus des Körpers angepasst werden. Manche Maßnahmen lassen sich eher in On-Phasen, andere dagegen besser in Off-Phasen durchführen. Wenn Sie jemals gespültes Geschirr in einer Phase starker Überbewegungen aufgeräumt haben, wird Ihnen das Klappern vermutlich schwer in den Ohren gelegen haben. Ich rate daher ab, Porzellan in solchen Perioden in die Hand zu nehmen, auch wenn Scherben Glück bringen sollen.

So kann man sich Tätigkeiten in Listen zusammenstellen für diejenigen Phasen, in denen man sie idealerweise ausübt.

Für Off-Phasen zum Beispiel erscheinen folgende Tätigkeiten besonders geeignet:

  • Fernsehen schauen,
  • Lesen,
  • Bildschirmtätigkeiten,
  • Musikhören,
  • Schlafen (ja! – da kann nachgeholt werden, was nachts versäumt wurde).

Für die On-Phasen dagegen empfehlen sich Betätigungen wie

  • Spazierengehen,
  • Sport jeder Art,
  • Umbaumaßnahmen,
  • Transportaufgaben,
  • Reinigung.

Natürlich hängt dies davon ab, wie weit fortgeschritten die Erkrankung schon ist. Es kann sein, dass der Patient in seinen Off-Phasen so unbeweglich ist, dass praktisch überhaupt kein Handgriff mehr möglich ist. Dann scheitert vielleicht sogar ein Lesen – weil eine Buchseite so schwer ist, dass die Kraft des Patienten nicht ausreicht, sie umzublättern. Als Begleiter sollte man daher genau beobachten und behutsam vorgehen, um den Patienten nicht zu überfordern.

Auch „On“ kann extreme Bedeutung haben: Im Idealfall ist es eine Phase guter, fast normaler Beweglichkeit. In fortgeschrittenem Stadium kann es aber auch bedeuten, massive Überbewegungen zu haben und als zuckendes Wesen zu erscheinen.

Es gibt auch Tätigkeiten, die sich im Hinblick auf On-Off-Tauglichkeit sehr schwer einordnen lassen. Wann fährt man Auto? – Es gibt vermutlich kaum eine Handlung, die so ambivalent ist: Einerseits braucht man eine schnelle Reaktionsfähigkeit, um sich bei potentiellen Gefahren adäquat verhalten zu können; andererseits will und darf man nicht ungestüm fahren. Dabei steht die eigene Sicherheit ebenso auf dem Spiel wie die der anderen. Man sollte sich deshalb überlegen, ob man nicht eher auf öffentliche Verkehrsmittel ausweichen kann.

Und es gibt einen weiteren Effekt, den man nicht außer Acht lassen sollte: Die Scham – die Scheu, bestimmte Zustände nicht sichtbar werden zu lassen in einer Öffentlichkeit, die es nicht immer gut meint (Parkinson-Kranke werden manchmal für Alkoholiker gehalten – und zwar gar nicht so selten – und denen wird, oft zu Unrecht, Ablehnung zuteil). Ich habe deshalb das Einkaufen nicht auf die Liste der on-geeigneten Aktivitäten gesetzt. Denn das findet in der Öffentlichkeit statt. Bei einem Spaziergang kann man eher beeinflussen, ob man unter Menschen sein will oder gerade eben nicht.

Und nun verstehen Sie auch, dass obige Listen nicht universell sein können. Sie hängen von sehr vielen individuellen Gegebenheiten ab.

Dieser Beitrag will Sie nur ermutigen, darüber nachzudenken: Können Sie Ihren Tag (bzw. den eines betreuten Patienten) so einteilen, dass man die On-Off-Effekte ein wenig ausnutzt? Wie im normalen Leben auch sollte man auf den vom Körper oder von externen Gegebenheiten vorgegebenen Rhythmus hören und sich danach richten.