Wirkungen und Nebenwirkungen
Parkinson-Medikamente sind sehr wirksam. Sie verhindern das Zittern, sie beseitigen Lähmungserscheinungen.
Sie machen außerdem glücklich. Denn Dopamin, das dem Körper bei vorliegendem Parkinson fehlt, ist auch ein Glückshormon. Es wird ausgeschüttet, wenn man gelobt wird, gute Noten erhält, sich verliebt, eine Gehaltserhöhung bekommt usw.
Das alles erhöht die Lebensqualität des Patienten beträchtlich.
Aber es gibt bei allen Lichterscheinungen auch Schatten. Dieser kommt hier durch die Nebenwirkungen der Medikamente zustande. Ja, irgendwann können die Nebenwirkungen in ihren Auswirkungen sogar gravierender zu Buche schlagen als es die Erkrankung selbst tut.
Ziel muss daher sein, durch niedrige Dosierung das Auftreten der Nebenwirkungen möglichst lange aufzuschieben.
Zu den problematischsten gehören insbesondere die folgenden:
- Dyskinesien, also unwillkürliche, plötzlich auftretende, nicht kontrollierbare Bewegungen (Beispiel Michael J Fox),
- Schwindel,
- Fallneigung,
- Ataxie (gestörte Bewegungskoordination),
- Taubheitsgefühl,
- Muskelkrämpfe,
- Schluckbeschwerden,
- Schlafattacken, also plötzliche Ermüdungserscheinungen einerseits, nächtliche Ruhe- und Rastlosigkeit einerseits,
- Einschränkungen des Sehvermögens.
Während die obigen eher physischer Natur sind, überwiegen bei folgenden eher die psychischen Aspekte:
- Halluzinationen,
- Kauf-, Spiel-, Fress-, Computer-Sucht,
- Hypersexualität,
- Wahnvorstellungen,
- Angstzustände und Depressionen.
Interessanterweise findet Trunksucht keine Erwähnung, obwohl dies doch gut dazu passen müßte. Alkohol zerstört die Medikamentenwirkung. Könnte das der Grund dafür sein? Wenn ja, hieße das, dass eine eigentlich latent beim einen oder anderen Patienten vorhandene Alkoholabhängigkeit beherrschbar wäre – warum dann aber nicht die anderen Süchte?
Zu jeder Medikamenteneinstellung gehört neben dem Ausloten der positiven Effekte auch das Kennenlernen der Nebenwirkungen. Denn natürlich muss das Ziel sein, einen insgesamt guten Nutzen ziehen zu können.
Problematisch dabei sind vor allem folgende Dinge:
- Manche Nebenwirkungen treten nicht sofort auf, sondern zum Teil erst nach Jahren.
- Die Entwicklung ist oft schleichend: Dyskinesien können mit kleinsten, kaum wahrnehmbaren Zuckungen beginnen und sich erst später stark verschlimmern.
- Nicht immer ist dem Patienten bewußt, dass er bereits bestimmte Nebenwirkungen zeigt. Und wegen der fließenden Grenzen nimmt die Umwelt die entstandene Situation auch nicht richtig wahr. Wo genau fängt eine Kaufsucht an?
- Gefährliche Situationen können entstehen. Schlafattacken bei Autofahrern sind ein Beispiel dafür. Aber das geht noch weiter: die Fähigkeit zum Führen eines Fahrzeuges kann auch durch verlangsamte Reaktion eingeschränkt sein – keine Nebenwirkung, sondern eine direkte Auswirkung der Erkrankung.
- Geändertes Verhalten kann sehr teure Konsequenzen haben. Kaufsucht ist mit Geldausgaben verbunden. Halluziniert jemand, dass seine Wohnung in Flammen steht, kann dies dazu führen, dass Feuerwehreinsätze durchgeführt werden – weil der Patient alle Wasserhähne aufgedreht hat.
Dem zu begegnen ist sicherlich eine Aufgabe für die Patienten, aber auch für deren Umwelt. Dazu gehören die Ärzte, aber auch Familie, Freunde und Kollegen. Und man sollte sich nicht täuschen: viele Dinge sieht man nicht, man kann sie manchmal nur ahnen. Und – ich sage das ungern – Patienten sind manchmal durch ihre Glücksgefühle bringenden Medikamente in Zuständen, in denen sie die Welt allzusehr rosarot sehen. Manchmal helfen die harten Fakten. Wann haben Sie die Kontenstände zuletzt überprüft?