Verdrängung
„Keine Lust auf Horrorgeschichten“ – so lautet verkürzt der Titel eines Artikels im Senioren-Ratgeber der Apotheken. Dieser beschreibt Umfrage-Ergebnisse: mehr als die Hälfte der Deutschen mag (im Internet) keine Krankheitsgeschichten lesen. Denn es handele sich dabei um Gruselgeschichten, in denen überwiegend darüber berichtet werde, was alles schief laufen könne.
Den Artikel finden Sie am Ende dieses Beitrags.
Mir scheint, aus dem Inhalt können Kranke lernen, dass man nicht nur über kritische Krankheitsaspekte berichten sollte. Und die Nicht-Kranken sollten versuchen, nicht zu verdrängen.
Ja, es ist sicherlich menschlich, unangenehme Themen beiseite zu schieben, sofern sie sich nicht auf die eigene Person beziehen. Aber natürlich erleben wir alle einmal, dass auch wir selbst – mal früher, mal später – von Unbill betroffen sein werden.
Es gibt zahlreiche solcher Themen in diesem Zusammenhang.
Beispiel Pflegebedürftigkeit: Viele erleben dies bei ihren eigenen Eltern das erste Mal. Plötzlich können sich Situationen ergeben, auf die man nicht vorbereitet ist. Schnell müssen dann Lösungen für Probleme gefunden werden, die oft lange vorher absehbar waren. Aber sowohl die Eltern als auch die Kindgeneration haben die Suche nach Massnahmen stets hinausgeschoben.
Beispiel Patientenverfügung: Haben Sie schon eine gemacht? Für sich selbst? Und wissen Sie, ob Ihre Eltern auch eine gemacht haben? Und kennen Sie deren Präferenzen? Und verfügen Sie über die weiteren erforderlichen Dokumente, zum Beispiel Bank- und Versicherungsvollmachten?
Beispiel Beerdigung: Wissen Sie, ob Ihre Eltern nach ihrem Tode verbrannt werden wollen oder nicht? Und haben Sie selbst auch schon Ihre diesbezüglichen Wünsche mitgeteilt oder schriftlich und auffindbar fixiert?
Und in all diesen Fällen ist es Ihr ureigenes Interesse, Klarheit zu haben oder zu schaffen – und zwar sowohl Ihre eigene Person betreffend als auch für Ihre Angehörigen, für die Sie im Bedarfsfall die Entscheidungen zu treffen haben.
Und natürlich gilt in all diesen Fällen: Ist das Kind einmal in den Brunnen gefallen, läßt es sich nicht wieder herausholen. Einen Verstorbenen kann man nicht mehr nach seinen Vorstellungen fragen.
All das gilt auch – und erst recht -, wenn Sie oder einer Ihrer Angehörigen Parkinson hat. Diese Erkrankung schreitet in der Regel ziemlich langsam voran – und doch wird der Tag kommen, an dem die genannten Fragestellungen „akut“ werden. Sorgen Sie deshalb rechtzeitig dafür, dass nicht nur die Fragen auf den Tisch kommen, sondern auch die Antworten.
Es ist daher gut, dass es diese Umfrage gab. Sie ist ein „Wachrüttler“. Leider sagt der Artikel nichts zur Frage, ob die Befragten ohne Scheu vor den Schreckgeschichten genau diejenigen sind, die in ihrer Familie schon einmal eine derartige Situation erlebt haben. Das wäre eine plausible Annahme. Denn: Aus Schaden wird man klug. Sorgen Sie also dafür, dass Sie nicht erst den Schaden brauchen, um schlau zu werden.
Die Idee zu diesem Beitrag kam mir, nachdem ich in einer Internet-Selbsthilfegruppe einen Beitrag über diesen Artikel fand. Dieser Beitrag war von einer guten Bekannten verfasst, der ich hiermit dafür sehr herzlich danke. Sie heißt Gisi.
Der Artikel kann im nachfolgenden Screenshot gefunden werden. Er erschien im Senioren-Ratgeber.